Heiko Kühl lebt in Neubrandenburg. Meckpomm – nicht gerade ein gängiges Pflaster für seinen Instagram-Namen @elfestivalito. Heiko hat auch einen außergewöhnlichen Feed. Während sich viele Instagramer auf ein Thema festgelegt haben, fotografiert Heiko sich durch Natur, Architektur, Graphik und Design. Eine Mischung, die ankommt. Mehr als 42.000 Abonnenten folgen ihm bei seinen Streifzügen durch Kleinstadtidylle, vorbei an Seen oder durch die Straßen Berlins. Heiko arbeitet außerdem in einer Branche, die nicht eben für überschäumende Kreativität berühmt ist.  Er ist Sozialversicherungsfachangestellter bei einer Krankenkasse. Wir fragen, wie das zusammengeht, was es mit seinem ungewöhnlichen Namen auf sich hat und warum er  „Partner of Shooter Magazine“ in seiner Bio stehen hat.

 

Elfestivalito eklingte verdammte espanische. Wie Du ekommste auf diese eName, hombre?

FullSizeRenderSpannende Frage. Also, ich liebe Musik, gehe gerne auf Live-Konzerte und besonders liebe ich Festivals, wie zum Beispiel das Berlinfestival, das MELT!, das Hurricane, das фчзнои oder auch SonneMondSterne oder das Roskilde-Festival. Und ich reise sehr gerne, bin neugierig auf Menschen und liebe andere Kulturen und Sprachen, besonders den Klang der spanischen Sprache.

Und wie bist Du zu Instagram gekommen?

Das war 2012. Mit meinem iPhone 3G machte ich die ersten digitalen Fotos, davor sehr gerne und ausschließlich mit meiner analogen Canon EOS 500. Auf dem iPhone im App Store suchte ich dann Apps zur Bildbearbeitung und entdeckte ganz schnell Instagram und die Community dahinter.

Was macht Dich so erfolgreich?

Es kann sein, dass der Wechsel zwischen Metropole, Großstadt, Berlin und meiner idyllischen Heimatstadt Neubrandenburg und dem ländlichen Umland und einige Reisefotos vielen gefällt. Aber das ist reine Spekulation.

FullSizeRender KopieIch mag es, wenn das Bild weich und sanft wirkt und die Farbtöne eher blass, hell und zart erscheinen. So würde ich auch meinen Account beschreiben. Sanft und natürlich. Das und vermutlich auch meine Motive mögen viele. Reflektionen, wie zum Beispiel Spiegelungen in Pfützen, sind im Laufe der Zeit zu meiner Passion geworden, aber ganz besonders die Autodach-Spiegelungen, für die ich sogar einen eigenen hashtag #ic_carroofreflections aufgemacht habe.

Instagram selbst scheint meine Fotos auch zu mögen und so wurde @elfestivalito auf die Liste der vorgeschlagenen Nutzer gesetzt, wodurch die Zahl der Follower innerhalb von 14 Tagen um fast 40.000 gewachsen ist.

Das ist aber nur eine Zahl. Diese Zahl bedeutet nicht viel, denn es ist nicht möglich, zu so vielen Menschen wirklich in Kontakt zu treten. Ich liebe den persönlichen Kontakt und den gegenseitigen Austausch. Deshalb versuche ich möglichst an vielen Photowalks teilzunehmen.

Vor kurzem hast Du für bento, dem Jugendportal des Spiegel, ein Takeover gemacht. Wie kam es dazu? Gab es eine Strategie?

bento schrieb mich an und fragte direkt nach. Ich steckte deren Erwartungen und meine gestalterische Freiheit ab und sagte zu. Es gab keine Strategie, aber ich nahm mir vor, das Takeover mit vollem Einsatz und einem gewissen Erfolg durchzuführen. Ich denke, das ist gelungen. Der Zufall wollte es, dass am Montag Morgen, als ich anfing, der Account glatte 1800 Follower hatte. Ich bin glücklich darüber, dass ich ihn innerhalb eine Woche auf 2020 Abonnenten steigern konnte. Auch die Likes haben sich vermehrt. Meine Bilder haben zwischen 100 und 200 Likes erhalten, davor waren es zwischen 20 und 40.

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Ist Dein Arbeitgeber eigentlich auch auf Instagram?

Ja. (Grins :-)) Die Techniker Krankenkasse weiß allerdings nichts von Elfestivalito. Ich vermische das nicht. Das sind für mich völlig verschiedene Dinge: Die TK, Heiko Kühl als Kundenberater, Heiko Kühl privat und Heiko Kühl als Elfestivalito.

Was ist das Shooter Magazine und was bedeutet Deine Partnerschaft dazu?

Das Shooter Magazine befasst sich mit mobiler Fotografie, sprich Handy-Fotografie und finanziert sich durch Crowdfounding und verbreitet sich mehr und mehr, weltweit. Es ist ein echtes, hochwertiges Papiermagazin. Shootermag schrieb mich an und fragte, ob ich an einer Partnerschaft interessiert bin. Partnerschaft bedeutet, ich unterstütze das Magazin finanziell und erhalte dafür natürlich das Magazin und soll dadurch gefühlt sowas wie ein Teilhaber sein und eben nicht nur Abonnent, so die Philosophie des Crowdfounding.

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Du bist auch bei der Insta-Community in Neubrandenburg aktiv. Demnächst geht Ihr wieder walken. Was ist das für eine Gemeinschaft und was treibt Ihr so?

Ich bin hier fast noch Einzelkämpfer. Fast! Es gibt keine konstante Insta-Clique oder Community. Einige meiner persönlichen Freunde haben auch einen Account, posten aber nicht ganz so häufig wie ich und verbringen deutlich weniger Zeit mit Instagram. Viele andere posten private Fotos und halten ihren Account auch privat. Ich organisiere für den 21. Mai 2016 den nächsten Walk und hoffe auf rege Beteiligung ähnlich wie in 2015.

 

image1Zur Person: Heiko Kühl ist 44. In seiner Heimat Neubrandenburg fühlt er sich verwurzelt und gerät darüber schnell ins Schwärmen: „Hier bin ich zu Hause. Neubrandenburg liegt im wunderschönen Mecklenburg/Vorpommern. Die Stadt hat einen sehr großen See, den Tollensesee und ist umgeben von grüner Natur. Nicht weit entfernt ist die Müritz und der Müritz Nationalpark sowie die Ostsee und unsere Hauptstadt Berlin. Ich genieße das Kleinstadtflair, die Ruhe und Idylle, das ländliche Umland und die Farben der Natur. Ich liebe aber auch den Gegensatz, das pulsierende Großstadtleben von Berlin am Tage wie auch in der Nacht, den urbanen Charakter dieser Metropole, die moderne Architektur und natürlich das große Angebot an Kultur.“ Genauso leidenschaftlich ist er in Sachen Instagram: „Ich kann nur jedem Instagram-Fotografen empfehlen, zu fotografieren, zu probieren, den eigenen Blick zu erkennen und zu entwickeln, regelmäßig zu posten, den Account aktiv lebendig zu halten und sich auch real aktiv am Leben der Community zu beteiligen.“